Mittwoch, 29. Januar 2014

Sportfreunde, ein bisschen, bitte: immerhin ist WM-Jahr

Immerhin ist dieses Jahr WM. Man wird ja noch einmal über Fußball schreiben dürfen. Man wird ja mit einem Dreijährigen auch mal kurz an die Glotze dürfen. Fußball erscheint da – nicht zuletzt wegen des beruhigenden Grüns – vergleichsweise unschädlich für den Heranwachsenden. Zunächst. Man macht sich ja so seine Gedanken auch um die Medienkompetenz. Das mit dem Schlafhormon und dem Bildschirm hatten wir ja schon an anderer Stelle.

"Endlich wieder Bundesliga", raunzt es am Freitag im Facebook von verschiedenen Seiten. Die Gelegenheit ist günstig, kleiner Mittagsschlaf und Robert ist fit. Die ARD überträgt die Bayern. Naja, die Spannung hält sich zwar in Grenzen und kaum ist der Fernseher an, tönt es schon "Toooooaaaa". Es bleibt neuerdings nicht mal mehr Zeit, Saft und Bier bereitzustellen.

 

So wirkt der Kick auf einen Dreijährigen

Egal, es geht ja auch im folgenden darum, den Sport zu erklären. Mit Wikipedia komme ich beim Riesen nicht weit. "Fußball ist nicht das Wichtigste im Leben. Fußball ist das Einzige.", lieber Ben Redelings, das stimmt so nicht. Opa fährt Ducati und dementsprechend regiert dort der Moto GP.

Bis dato haben wir einfach geschaut. Dann einfach die Fragen erklärt, die vom Riesen kamen. Was dabei herausgekommen ist, Ihr Sportsmänner schaut nur hin, wie Ihr auf einen Dreijährigen wirkt. Das ist Fußball, streng phänomenologisch betrachtet:

Tore schießt – wer sonst?! – der Tormann. Von dieser Beobachtung versuche ich aktuell so abzulenken: der Tormann darf als einziger den Ball in die Hand nehmen – "Scheiße, Einwurf, also als einziger innerhalb des Spielfelds, dem ganzen grünen Dings da. Jetzt ist das Spiel gestoppt. Der legt sich den Ball hin, damit er besser kicken kann. Der Schiedsrichter macht das. Der mit den schwarzen Klamotten. Der hat die gelben und roten Karten..."

Gelb und Spuck und Götze mit Frisurproblemen

Eine Gelbe Karte ist ein Ereignis, das im Hof gerne nachgespielt wird. Dass es nur gefeiert wird, wenn der Gegner eine bekommt, nebensächlich. Gegner, was ist denn das? So weit sind wir noch nicht. Wieso will überhaupt einer Tore verhindern? Wir freuen uns doch über Tore. Manuel Neuer ist mittlerweile ein Begriff. Der Götze auch. Wenn der Götze zuhause nachgespielt wird, dann streift sich Junior die Haare aus dem Gesicht – die charakteristische Bewegung des Mario G., am vergangenen Freitag auf jeden Fall.

Wie spielt Robert nun ein Match nach? Er flitzt hinter dem Ball her, feuert einen ordentlichen Schuss ab, läuft drei Schritte und fällt um. Fällt um? Tja, wer Fußball aufmerksam schaut, wird merken, dass im Fernseher ein Großteil der Bilder Spieler am Boden zeigt. Die Hälfte der Zeit liegen die einfach nur rum. Tatsächlich. Das war schon dem Anderthalbjährigen klar. Dass zentrales Merkmal des Sports das Treten des Balls ist, kam erst später dazu. Eigenartig. Aber dem Riesen geht es eben um detailgetreues Nachspielen.

Deswegen auch die Spuckerei. Mittlerweile haben wir uns darauf geeinigt, das Fußball im Freien gespielt wird. Sag ihm bloß noch einer, dass man bei der Arena auf Schalke das Dach zuschieben kann. Dann geht das im Wohnzimmer wieder los. Ich versuche da, Vorbild zu sein. "Ich spiele Fußball. Ich spucke nicht. Ich lass mich auch nicht fallen. Das ist nämlich dann eine Schwalbe." "Schwaaaalbä", dröhnt es umgehend. Der Riese liegt mit einem breiten Grinsen am Boden.

Etwas Konzentration auf den Sport könnte helfen

Kein Spiel dauert 90 Minuten, das ist klar. Die Nettospielzeit beträgt gerade einmal 55 Minuten. Könnte einer vielleicht mal eine Regieanweisung an die Damen und Herren schicken, den filmerischen Fokus in dieser Zeit mehr auf den Sport zu legen? Das Runde muss ins Eckige. Sonst nix. Vielleicht könnten sich die Herren auf dem Platz auch etwas mehr auf die Ausübung ihrer sportlichen Profession konzentrieren? Was soll ich Robert sonst am 13. Juli erklären?

Wir sind Weltmeister. Im schlechten Benehmen. Im Rasenbewässern? Und das bei so einem gut gekleideten Bundestrainer? Sportfreunde, ein bisschen, bitte: es schauen Kinder zu.

+++
PS: Leider gibt es in diesem Blog nicht so viele lehrreiche Links. Vielleicht können wir an dieser Stelle auf einen Test hinweisen, um die Wirkung auf andere Personen zu erörtern. Leider handelt es sich beim Fußball nicht um eine natürliche Person. Wäre auch zu einfach gewesen...




3 Kommentare:

  1. Tja bei Fussball ist man(n) schon mal in Erklärungsnot :-)

    Sehr schöner und Unterhaltsamer Artikel. Werde diesen Blog auf jedenfall weiter verfolgen.

    Cala

    AntwortenLöschen
  2. Vielen Dank für die Blumen. Freut mich sehr...

    AntwortenLöschen
  3. Cool, Rafael, Deine Beobachtungen lassen mich schmunzeln, freue mich schon auf den nächsten Beitrag!

    AntwortenLöschen