Mittwoch, 22. Januar 2014

Übrigens: Schlafentzug führt nicht zwangsweise zu mörderischen Handlungen

Das passt soo gut. Die Akte X feiert ihr 20-jähriges. Wie klebten wir seinerzeit jeden Montag vor der Glotze und haben mit Scully und Mulder gefiebert und gegruselt. Der Raab hat wahrscheinlich einen großen Teil seiner Popularität den mysteriösen TV-Zuschauern zu verdanken, die einmal in der Woche einfach nicht weggezappt hatten – vor lauter Restspannung der koordinierten Fingerbewegung nicht mehr fähig. Ganz nebenbei war der wöchentlich damals (Ende der 90er) aber auch noch richtig, richtig gut.

Remo Largo weiß: das wächst sich aus...

"Schlaflos", lautete der Titel einer Folge der zweiten Staffel der X-Files. Ein Matrose – Experiment der Regierung – schläft jahrzehntelang nicht und killt mit seinen Tagträumen auf recht brutale Weise diverse Leute. Dieses X-File kam mir ins Gedächtnis nach gefühlten 30 Minuten Schlaf in der Nacht auf vergangenen Montag. Es war aber auch verhext und zugenäht: der dreijährige R., nach drei Pettersons & Findus endlich an der Grenze zum Traumland, schreckt auf und stellt fest: "Fridi hat Durst." Es war auch nicht zu überhören. Drei Wochen ist er nun da und hat sich noch nicht ganz auf den Tag-Nacht-Rhythmus einstellen können. Laut Remo Largo braucht das rund acht Wochen. Einen Rhythmus kann er halten: Schläft der Große, meldet sich der Kleine pünktlich zu Wort. So hält der Säugling das gesamte Team dauerhaft auf Trab, das anderntags zumindest optisch einer Horde von Zombies gleicht – sind die olympischen Augenringe auch eingetragenes Warenzeichen?

Das ist nicht der Todesstern. Den Mond sieht einer eher, der Nachts wacht. Foto: segovax/pixelio.de

Wintersonnenzeit für Schlaflose unerheblich

Es spielt dann überhaupt keine Rolle, dass aktuell die Sonne von zirka ziemlich genau 8.05 Uhr bis 16.31 Uhr scheint. Zum Trost hole ich dem übernächtigten Robert von der Oma die versprochene CD. "Bin in drei Minuten wieder da", versuche ich die Stimmung zu besänftigen. "Naaaaahhhheeeein! In vier Minuten", schallt es lautstark und bestimmt zurück. OK, ich spute und schaffe es. Wie war das noch mit Bestechung und kleinen Zuwendungen zum Erhalt der Freundschaft? Die Wogen sind geglättet, vorerst. Die Schule und Philosophie der achtsamen Begleitung der Kinder wird um kleine pragmatische Komponenten praxisnah erweitert. Nur eines geht nicht: Dieser rote Traktor ist ein absolutes No-Go. In der Flimmerkiste laufen ausschließlich Fußball und Motorradrennen – Opa ist Fan des Moto-GP. Sonst gibt es nur musikalische Früherziehung mit Livemusik von Metallica bis Mozart, ausnahmsweise.

Immerhin lässt sich so die eine oder andere halbe Stunde friedlich schinden. Denn Einradfahren – rein vorgestellt, versteht sich – in der Wohnung führt erfahrungsgemäß nicht direkt zur Ausschüttung von Schlafhormonen. Direkt vor dem Einschlafen, das weiß die Wissenschaft, sollte aber auch nicht auf den Bildschirm geglotzt werden. Denn die Ausschüttung von Melatonin kann sich nach TV-Konsum und PC-Geglotze um 22 Prozent verringern.

Schlaflose Zeiten – lehrreiche und liebenswerte Zeiten

 "Schlaflos in Seattle", war der kleine Sam im Film und hat doch zur großen einen Liebe beigetragen. Wir Kurzen sind halt etwas übernächtigt, wirken aktuell geschlossen ein bisschen strange – und wachsen doch noch immer weiter zusammen. Der Vater dieser Zeilen kam so immerhin auch zur nächtlichen Lektüre des neuen Schirach, hat Tucholsky und Cechov für sich wiederentdeckt.

Nicht nur wie am gestrigen Weltknuddeltag geben die Kleinen einem alles doppelt und dreifach zurück. Die Beziehung zur Größten wird reicher und nicht etwa schlechter, wie viele Schwarzmaler das gar in seriösen Medien sehen. Kleiner Tipp: Die liebe Mama und Ehepartnerin weiß die Beseitigung des einen oder anderen windeltechnischen Shitstorms zu schätzen und freut sich über die Zubereitung des Essens...

Kurz zusammengefasst und auf den Punkt gebracht: Schlafentzug bedeutet keineswegs Liebesentzug. Und Übungen in Gelassenheit haben direkten positiven Einfluss auf den Tagesablauf...

PS: Folgt den Links für interessante Infos, Lesetipps oder  musikalische Entdeckungen – oder lasst es bleiben.

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